Digitalisierung optimiert alte Pädagogik – ein Hilferuf an die Reformschule(n)
Wir schreiben 2018. Die Forderung „Schule mehr digital!“ ist allerorten. Politik und Wirtschaft, Lehrer*innen, Schüler*innen und Eltern, Journalisten und Stiftungen sind sich plötzlich seltsam einig.
Digital ist nicht besser. Zumindest nicht automatisch. Mit bunten Apps lassen sich vielleicht besser Vokabeln und Matheaufgaben trainieren. Mit animierten Erklärvideos lassen sich frontale Belehrungen beliebig oft wiederholen. Mit Smartboards kann das Tafelbild durch PowerPoint ersetzt werden. Mit Lernplattformen lassen sich Materialien und Kommunikationen cloudbasiert vervielfältigen und beschleunigen.
Aber die entscheidende Frage ist doch: Optimieren wir hier nur die Schule des 19. und 20. Jahrhunderts? Verhindert die Rede von „digitaler Bildung“ sogar den notwendigen Paradigmenwandel? Für Bildungsziele wie Aufklärung und Mündigkeit, Kreativität und kritisches Denken, Freiheit und Verantwortung braucht es keine Vereinfachung der digitalen Welt, sondern Ansätze, die das offene Netz umarmen, den Umgang mit Vielfalt und Chaos fördern, selbstbestimmte Aktivitäten und kollaborative Projekte ermöglichen.
Jöran Muuß-Merholz ist Diplom-Pädagoge und Inhaber der Agentur J&K – Jöran und Konsorten. Mit einem kleinen Team arbeitet er 1. an modernen Formen des Lernens, 2. an modernen Medien und 3. den Schnittstellen von beidem. Insbesondere berät er Organisationen, wie sie digitale Medien sinnvoll für ihre Ziele in Sachen Bildung einsetzen können. Mit der Winterhude Reformschule fühlt er sich beruflich wie privat seit mindestens 10 Jahren verbunden.
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