Wenn die Lehrerin einen Schüler fragt „Warum hast du diese Aufgabe so gelöst?“ antwortet er vielleicht „weil es in der Beschreibung vorgegeben ist“ oder „es steht im Lernplan“, vielleicht sogar „so habe ich das immer schon gemacht!“. Die Frage und deshalb auch die Antwort ist in die Vergangenheit gerichtet.
Wer dagegen fragt, „Wozu löst du diese Aufgabe?“ bringt die Schülerin möglicherweise in Verwirrung, wie soll sie wissen, was der Zweck einer Aufgabe ist, der größere Zusammenhang? Die Frage ist in die Zukunft gerichtet und die kann ein Kind oft nicht überblicken.
In der Reformpädagogik ist aber genau dies eine der grundlegenden Haltungen: Die Schülerinnen und Schüler sollen auf die Zukunft – die niemand vorhersagen kann – vorbereitet werden. Und dies geschieht nicht durch das „Abarbeiten eines Plans“ sondern durch ein möglichst häufiges Stellen von „Forscherfragen“:
- „Wie intelligent können Tiere werden?“ diese Frage können sich Schülerinnen im Projekt Natur in Jahrgangsstufe 5 oder früher stellen
- „Wozu (d .h. mit welcher Absicht) hat der Ingenieur Eiffel (der von dem Turm in Paris) für den Brückenbogen der höchsten Eisenbahnbrücke Deutschlands die Parabelform gewählt?“ Dies ist eine Aufgabe für die Oberstufe.
Und wenn die Schülerin fragt, „Wozu sie denn das alles wissen oder können muss?“ sollte der Lehrer eine altersgerechte Antwort nach dem Lebenszusammenhang parat haben. Der Sinn des Lernens liegt darin, dabei „zu helfen (…) richtig zu leben, (…) und nicht nur gelehrt zu reden“ wie es schon der römische Philosoph Seneca († 65 n. Chr.) formulierte.
Mit Dank an Michael Wildt, Winterhuder Gespräch Nummer 47, im Juni 2017.
Stichworte: Rolle der Lehrenden ◊ Wozu Lernen ◊ Zieldefinition ◊ Zukunft